Tag 3: Der Himmel Ist Mit Uns

Die Herausforderungen und Highlights ballen sich heute. Morgendliches Brandungsschwimmen,  diesmal im Hellen, Verteilung der VIP Tickets sponsored by Lufthansa und dann schon Busfahrt ins Stadion vorsichtshalber mit Abfahrt 4 Stunden vor Spielbeginn. In der Tat: Es ist beeindruckend, wie man für eine 20 km lange Strecke 40 km bzw. 2,5 Stunden brauchen kann …und dabei möglichst viele Strassen möglichst oft fährt. Garniert wurde die Fahrt von jeder Menge winkenden Brasilianern und Fußballtouristen aus aller Herren Länder, Militärpolizei in kreativen 3er, 4er und 5er+Formation, mit Hund, mit Pferd oder einfach nur so. Wirkt durchaus beruhigend, deeskalierend, ist aber an sich nicht nötig, weil die Stimmung total entspannt und voller Vorfreude ist. Aber vielleicht deswegen. 

Der Bus hat WLAN, es funktioniert auch und so konnte ich noch ein paar Fotos hochladen und erhielt die Meldung, dass die Nationalmannschaft kurz nach uns abgefahren ist. Eine wichtige und vielbeachtete Information, die sofort per Bordfunk geteilt und bejubelt wurde. Das Foto mit den während ausnamsweise flotter Fahrt auf der LKW-Ladung in 3m Höhe schlafenden Arbeitern misslingt leider, dafür schaffe ich es das letzte Mal für viele Stunden ins Internet um zu twittern. Mittlerweile 36 Follower. Appell an Alle: bitte folgt mir, ich verspreche geistreiche Kommentare und künstlerisch wertvolle Fotos. Wenn Mesut Özil  5 Mio. Follower hat, Claus Kleber nach ein paar Tagen Twitterexistenz fast 20.000, Benedikt Köhler als Nicht-Promi gute 6.000,  dann sollte ich doch über die aktuellen 34 Follower kommen. Wer unter meinen geneigten Lesern noch nicht twittert – es ist gaaanz einfach. 

Weitere witeren Highlights: Müller, Hummels, Müller und Müller. Elfmeter. Große Aufregung. Kopfstoß. Große Aufregung. Rote Karte.  Unsere portugiesischen Nachbarn wurden ruhiger def ein oder andere phlematisch. Mag auch am Bier und der Sonne (wird später noch analysiert) liegen. Wir sind dafür umso aufgeregter und euphorisierter. 4 Reihen Fanhansa- und Radio FFH-gesponserte Fußballfanatker und ein Marktforscher sind nicht mehr zu halten.  Die kurzen Videomitschnitte sind leider nicht veröffentlichungsfähig. Der Grund: Es gibt dank der schwindeligen FIFA-Flöten (dafür danke Herr Opdenhovel) im Stadion eigentlich verbotenes Bier, dank Lufthansa sogar kostenlos. Die Croissants und Cashew-Nüsse sind schnell alle, das Bier aber nicht. 
Überhaupt: Alle unsere kreativen und lustigen Bemühungen ins TV zu kommen misslingen. Die deutschen Unterstützungs- und Aufmerksamkeitskonkurrenten aus der Kurve schaffen es aber. Ungerecht. Dafür haben wir kostenloses Bier und kostenlose Nüsse (theoretisch). Und der Himmel ist ganz eindeutig mit uns und serviert uns ein einmaliges Naturschauspiel: Einmalig und nur heute ändert die Sonne ihre Richtung und dreht sich von rechts nach links in einer anmutig degressiven oder degessiv anmutigen Kurve ins Stadion und bringt uns die letzten Minuten gleißende himmlische Aufmerksamkeit. Hier kommt plötzlich die – derzeit en-vogue – „gefühlte Temperatur“ ins Spiel. Ist die heiß, Mann! Macht nichts, das großartige Bier des FIFA-Biersponsors schmeckt deshabl nur noch besser und die Stimmung wird es ebenfalls. Gut dass wir nicht im TV sind. Zumal jetzt sogar Trikottausch ansteht, mit gelegentlichen BH-Blitzern. Ich lasse mir mein rotes Auswärtstrikot von ein paar brasilianischen  Chilenen abschwatzen und erhalte dafür ein Original Brasilien-Trikot. Brauche ich fürs morgige Public Viewing BRA-MEX. Und erhalte ein Original-FIFA-WM-Becher dazu. Guter Tausch, sicher kein Fake. Hoffe Fanhansa ist nicht böse auf mich. 

Weil wir schon im wissenschaftlich-statistischen Teil meines Berichtes sind, noch eine Beschwerde bei Herrn Kachelmann. Jeden Tag ist Regen angesagt, warum sagt da keiner, dass der Regen zwar jeden Tag kommt, sich aber auf wenige Minuten pro Tag beschränkt vor oder während des Frühstücks.  Treten Sie zurück Herr Kachelmann (äh – wovon eigentlich zurücktreten – egal). Und die langen Hemden und Hosen werden wohl den Rest ihres Brasilien-Daseins gebügelt und gefaltet im Schrank verbringen. Viele Mücken und Dengue-Fiebers? Alles Lüge. Die Wasserschildkröten am Sonntag sind die gefährlichsten Tiere unserer Reise.
Die gestrige Maracuja war bestimmt sehr gesund – und machte mich extremst lustig. Die heutige Mango war allerliebst – ich muss jetzt aber einen Zahnstocher suchen gehen und mich verabschieden. Gegrillter Maiskolben ist nichts dagegen. 

Herzliche grüße nach Deutschland,  dem Land der großartigsten Fußballer und Müllers. Danke für ein tolles  Spiel. Bis morgen um die gleiche Zeit. Für alle süddeutschen und sonst noch katholischen Leser:  Durchhalten – nur noch einen Tag bis zum Feiertag. Deshalb gibts morgen einen weiteren Bericht und die letzte Kolumne mit Eindrücken vom Ruckflug und philosophisch-empirischer Gesamtbetrachtung und Management Summary am Freitag. 

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