Allgemein

Schon ist Abreisetag, ein unerwartetes Abenteuer und auch der Reisebericht geht nun zu Ende. Es wird auch ein Heavy-Fußballtag. Zuerst Public Viewing Spanien-Chile in der Business Lounge im Flughafen in Sao Paulo. Es gibt wohl auch einen zeitnahen Flug nach Spanien, jedenfalls ertrugen die spanischen Loungebesucher das Spiel gegen Chile nur mit Mühe, genauso wie die geballte quantitative Übermacht dieser seltsamen Chile-Fangruppe aus Deutschland. Meine Chancen für den Sieg im d.core WM-Tippspiel könnten dramatisch sinken, es sei denn die meisten anderen Kollegen haben auch Spanien als Halb- oder Finalist getippt.

Dann haben wir in der erneut brandneuen Boing 747-8 (früher hießen die noch 747-300 und 747-400, aber früher hießen die Audis ja auch 80 und100, jetzt 4 und 6; die neue Bescheidenheit vielleicht?) jeder einen eigenen Bildschirm. Seltsames Public Viewing Kamerun-Kroatien als Live-Übertragung in 13 km Höhe, gemeinsam aber jeder für sich und jeder mit Kopfhörer. Die brandneue Klapptischkonstruktion wurde wohl nicht ausreichend produktgetestet. Jedenfalls knickt die vordere Hälfte um zwei oder drei Grad ab, so dass ein Glas und das Essen der Sitznachbarin runterrutschen – die früher dies verhindernde umlaufende Kante ist wohl einem neuen Gesamtkonzept zum Opfer gefallen.

Bemerkenswert übrigens sind die neuen Knick-Schlaf-Kopfstützen, die denjenigen, der nicht am Fenster sitzt, eine Anlehnfläche für den Kopf bieten.

 

Wir überfliegen in nordöstlicher Richtung Salvador de Bahia, wo wir vor 8 Stunden ins 1.800 km südwestlich gelegene Sao Paulo abgeflogen sind. Direktflüge wären schon ne tolle Sache. Diese Zeilen schreibe ich übrigens, während wir den Aquator überfliegen, wobei sich die Frage an die Physikphilosophen unter uns stellt ob wir ihn über- oder unterfliegen oder sogar durch ihn durchfliegen. Und noch eine Neuerung: statt für 25€ könnte ich als T-Mobile-Kunde für 15 € den ganzen Flug lang im Internet surfen und Emails abrufen. Da um diese Zeit (Nacht vor Feiertag) mir kein Mensch ein Mail schickt und die SPIEGEL ONLINE-Redaktion wahrscheinlich bis auf den Volontär zu Hause ist, spare ich mir die 15 € und bin einfach nur theoretisch beeindruckt. Wenn ich mindestens zweimal im Monat interkontinental fliege und immer ins Internet gehe, spare ich gefühlt die Hälfte meiner T-Mobile-Rechnung allein durch den Kundenrabatt. Liebe Kunden, d.core hätte gerne viele Interkontinentalaufträge.

Jetzt merke ich, dass die last minute-Postkarten, für deren Briefmarken ich pro Marke durchschnittlich 3,5 Minuten im Postamt gewartet habe, noch in meiner Hosentasche stecken, statt im Briefkasten in Sao Paulo. Ich habe 10 Marken gekauft. Überhaupt: etwas Geduld und Tiefenentspannung sollte man in Brasilien mitbringen. Sonst besteht Gefahr fürs Nervenkostüm oder Gesichtsfarbe. Und ein wirklich ernsthafter Tipp an Brasilien. Statt teurer Stadionneu- oder rückbauten lieber ein paar Wochenstunden mehr Englisch für die Schüler wären eine höchst sinnvolles Investment. Selbst jüngere Leute verfügen über nahezu keine Sprachkennnisse, was für den Touristen, aber sicherlich auch die Wirtschaft ein größeres Problem darstellen dürfte.

Auch in Deutschland gibt’s Neuigkeiten: in Frankfurt eine „automatisierte Einreisekontrolle“ – „wie geil ist das denn“ so einige meiner Reisefreunde. Jetzt noch zurück nach München – als normaler Passagier und nicht mehr als beneidete, sondervorzugsbehandelte Fanhansagruppe. Schön wars, welches Glück, welche Erfahrungen, welche Aufregungen.

 

Ich fürchte, mein Glückspotenzial der nächsten Jahre ist erstmal komplett verbraucht. Schade eigentlich.

Danke an Lufthansa, danke an den BVM wegen der unbewußt optimalen Kongressterminierung, danke an Bodyguards, Strandverkäufer und das Verständnis der d.core-Kunden und an meine Familie wegen des zwangsverkürzten Pfingsturlaubs. Eines kam während der Reise vielleicht etwas kurz: Tiefe Insights in die brasilianische Mentalität, in die Menschen, den Verbraucher, den Mediennutzer. Dazu haben wir einfach zu viel Zeit im Bus, im Flugzeug und in Restaurants verbracht. Für meinen nächsten Reisebericht gelobe ich Besserung.

Ihr Hobbyreiseberichterstatter

Wolfgang Dittrich

Der Komplex Twitter erschließt sich mir noch nicht ganz. Mir war zwar schon lange klar, dass sich-kurz-fassen  (max. 140 Zeichen) enorm schwierig ist (siehe auch die Mutter aller Kurzfass-Herausforderungen, den Headlines der BILD). Aber einen Nebeneffekt hat dieses neue Hobby ganz sicher: Man nimmt seine Um- und Außenwelt, große Sachen und kleine Details plötzlich viel intensiver wahr als vorher. Das schadet sicher nichts, da man heute vor lauter Übereindrücken oder vor ins-Smartphone-starren selbst bedeutendste Vorkommnisse kaum noch beachtet, z.B. den Strandverkäufer. Der in Salvador jedenfalls hat heute früh den d.core Blog und die marktforschung.de Kolumne gerettet. Beim frühmorgendlichen Brandungsschwimmen jedenfalls lege ich mein Tablet in sicherer Entfernung auf den Sand. Der Himmel meinte es heute nicht so gut mit mir (vgl. zum Thema Himmel den Beitrag von Tag 3), jedenfalls ließ eine Kombination aus Mondanziehungskraft und Grosswetterlage tolle Wellen entstehen, die aber gänzlich unberechenbar sind und plötzlich hinterhältig versuchen mein Tablet zu rauben, wenn nicht besagter minderbeachteter Strandverkäufer selbstlos eingegriffen hätte. Das Handtuch jedenfalls hat die Attacke des Wassers nicht so gut überstanden. Was mich moralisch verpflichtete, meine geplanten Mitbringselgeschenke und Ausstattung in gelb-grün fürs public Viewing BRA-MEX bei ihm überteuert aber dann noch runterverhandelt einzukaufen. Nach Bezahlung Versicherung der gegenseitigen größen Wertschätzung  inkl. Selfie.

Überhaupt: Wahrnehmung ist relativ: Am Montag vor dem Stadion herrschte buntes Treiben, fröhliche Vorfreude und volle Konzentration, um trotz großartiger Ausschilderung und ein paar Brocken englisch sprechender aber um so anmutiger aussehender Hostessen den Platz im Stadion nicht zu verfehlen. Nur eine Gruppe grölte und johlte lautstark um ins (diesmal öffentlich-rechtlicher nicht-Unterschichtensender) zu gelangen. Und: das TV-Team kam und filmte diese nicht-repräsentativsten aller Fans im weiten Umkreis. So ist das. Eine andere Art der Anderswahrnehmung: Der Branchendienst Meedia berichtete am Dienstag von der unglaublichen Stimmung auf einer After-Show-Party mit Rainer Callmund und de Höhner. Dieselbe Party hat unsere Gruppe einige Zeit  vorher zugunsten eines Restaurants fluchtartig verlassen, angesichts des höchst fragwürdigen Essens und der kaffefahrtähnlichen Atmosphäre.

Heute also Brasilien-Mexiko. Die Stadt in Wallung, Mittags ist Arbeitsende, Schuler und Studenten haben frei. wpid-20140617_121944.jpgWir fahren mit dem beeindruckenden Aufzug für 0,05 Real hoch in die wundervolle Altstadt, geniessen die engen Gassen, besuchen  die atemberaubende Kloster-Kirchenanlage Igreja da Ordern Terceira dos San Francisco und geniessen mal wieder ein tolles heimeliges Essen in einem kleinen Garten. Und immer dabei – unsere beiden Bodyguards, die der verzweifelten Teilnehmerin auch helfen, ein original Brasilien-Trikot zu kaufen. Auch der Autor ersteht zu seinem Trikot (vgl. Montag) und der Flagge (vgl. Strandverkäufer) ein Billig-gelb-grün-Käppi.

wpid-20140617_172726.jpg Jetzt zum Spiel: Public Viewing einmal anders:  eine Großbildleinwand haben wir vergeblich gesucht, dafür aber in jeder Straße der Altstadt in jeder Bar und jedem Restaurant einen Fernseher, ein offenes Fenster oder Türe und jede Menge Plastikstühle davor mit einer Traube Menschen drum herum. Es geht richtig ab, die Bodyguards schwitzen und verpassen ob ihrer Aufgabe fast das ganze Spiel. Die Stimmung wird durch das Unentschieden nicht weniger, auch nach dem Spiel wird fröhlich weitergefeiert. Nur bei zwei ehemaligen iPhone-Besitzern war die Stimmung sehr gedämpft. Sie waren abseits der Gruppe in einer Nebengasse und, na ja, haben es sehr bereut. Trotz omnipräsenter Polizei wohl nicht zu verhindern.

Nach dem Rückweg zum Bus im Entenmarsch mit vorne und hinten Bodyguard einstündige Busfahrt zur Beachbar, dort Essen mit Parallel-Public Viewing RUS-COR und parallelem Live-Samba-Performance.

Ich muss jetzt in den Bus zur Abfahrt zum Flughafen. Habe dann 24 Stunden Zeit um den Abschlussbericht vorzubereiten und dafür noch ein wenig Feldforschung zu betreiben. Beste Wünsche nach Deutschland, dem Land des kommenden Weltmeisters!

Die Herausforderungen und Highlights ballen sich heute. Morgendliches Brandungsschwimmen,  diesmal im Hellen, Verteilung der VIP Tickets sponsored by Lufthansa und dann schon Busfahrt ins Stadion vorsichtshalber mit Abfahrt 4 Stunden vor Spielbeginn. In der Tat: Es ist beeindruckend, wie man für eine 20 km lange Strecke 40 km bzw. 2,5 Stunden brauchen kann …und dabei möglichst viele Strassen möglichst oft fährt. Garniert wurde die Fahrt von jeder Menge winkenden Brasilianern und Fußballtouristen aus aller Herren Länder, Militärpolizei in kreativen 3er, 4er und 5er+Formation, mit Hund, mit Pferd oder einfach nur so. Wirkt durchaus beruhigend, deeskalierend, ist aber an sich nicht nötig, weil die Stimmung total entspannt und voller Vorfreude ist. Aber vielleicht deswegen. 

Der Bus hat WLAN, es funktioniert auch und so konnte ich noch ein paar Fotos hochladen und erhielt die Meldung, dass die Nationalmannschaft kurz nach uns abgefahren ist. Eine wichtige und vielbeachtete Information, die sofort per Bordfunk geteilt und bejubelt wurde. Das Foto mit den während ausnamsweise flotter Fahrt auf der LKW-Ladung in 3m Höhe schlafenden Arbeitern misslingt leider, dafür schaffe ich es das letzte Mal für viele Stunden ins Internet um zu twittern. Mittlerweile 36 Follower. Appell an Alle: bitte folgt mir, ich verspreche geistreiche Kommentare und künstlerisch wertvolle Fotos. Wenn Mesut Özil  5 Mio. Follower hat, Claus Kleber nach ein paar Tagen Twitterexistenz fast 20.000, Benedikt Köhler als Nicht-Promi gute 6.000,  dann sollte ich doch über die aktuellen 34 Follower kommen. Wer unter meinen geneigten Lesern noch nicht twittert – es ist gaaanz einfach. 

Weitere witeren Highlights: Müller, Hummels, Müller und Müller. Elfmeter. Große Aufregung. Kopfstoß. Große Aufregung. Rote Karte.  Unsere portugiesischen Nachbarn wurden ruhiger def ein oder andere phlematisch. Mag auch am Bier und der Sonne (wird später noch analysiert) liegen. Wir sind dafür umso aufgeregter und euphorisierter. 4 Reihen Fanhansa- und Radio FFH-gesponserte Fußballfanatker und ein Marktforscher sind nicht mehr zu halten.  Die kurzen Videomitschnitte sind leider nicht veröffentlichungsfähig. Der Grund: Es gibt dank der schwindeligen FIFA-Flöten (dafür danke Herr Opdenhovel) im Stadion eigentlich verbotenes Bier, dank Lufthansa sogar kostenlos. Die Croissants und Cashew-Nüsse sind schnell alle, das Bier aber nicht. 
Überhaupt: Alle unsere kreativen und lustigen Bemühungen ins TV zu kommen misslingen. Die deutschen Unterstützungs- und Aufmerksamkeitskonkurrenten aus der Kurve schaffen es aber. Ungerecht. Dafür haben wir kostenloses Bier und kostenlose Nüsse (theoretisch). Und der Himmel ist ganz eindeutig mit uns und serviert uns ein einmaliges Naturschauspiel: Einmalig und nur heute ändert die Sonne ihre Richtung und dreht sich von rechts nach links in einer anmutig degressiven oder degessiv anmutigen Kurve ins Stadion und bringt uns die letzten Minuten gleißende himmlische Aufmerksamkeit. Hier kommt plötzlich die – derzeit en-vogue – „gefühlte Temperatur“ ins Spiel. Ist die heiß, Mann! Macht nichts, das großartige Bier des FIFA-Biersponsors schmeckt deshabl nur noch besser und die Stimmung wird es ebenfalls. Gut dass wir nicht im TV sind. Zumal jetzt sogar Trikottausch ansteht, mit gelegentlichen BH-Blitzern. Ich lasse mir mein rotes Auswärtstrikot von ein paar brasilianischen  Chilenen abschwatzen und erhalte dafür ein Original Brasilien-Trikot. Brauche ich fürs morgige Public Viewing BRA-MEX. Und erhalte ein Original-FIFA-WM-Becher dazu. Guter Tausch, sicher kein Fake. Hoffe Fanhansa ist nicht böse auf mich. 

Weil wir schon im wissenschaftlich-statistischen Teil meines Berichtes sind, noch eine Beschwerde bei Herrn Kachelmann. Jeden Tag ist Regen angesagt, warum sagt da keiner, dass der Regen zwar jeden Tag kommt, sich aber auf wenige Minuten pro Tag beschränkt vor oder während des Frühstücks.  Treten Sie zurück Herr Kachelmann (äh – wovon eigentlich zurücktreten – egal). Und die langen Hemden und Hosen werden wohl den Rest ihres Brasilien-Daseins gebügelt und gefaltet im Schrank verbringen. Viele Mücken und Dengue-Fiebers? Alles Lüge. Die Wasserschildkröten am Sonntag sind die gefährlichsten Tiere unserer Reise.
Die gestrige Maracuja war bestimmt sehr gesund – und machte mich extremst lustig. Die heutige Mango war allerliebst – ich muss jetzt aber einen Zahnstocher suchen gehen und mich verabschieden. Gegrillter Maiskolben ist nichts dagegen. 

Herzliche grüße nach Deutschland,  dem Land der großartigsten Fußballer und Müllers. Danke für ein tolles  Spiel. Bis morgen um die gleiche Zeit. Für alle süddeutschen und sonst noch katholischen Leser:  Durchhalten – nur noch einen Tag bis zum Feiertag. Deshalb gibts morgen einen weiteren Bericht und die letzte Kolumne mit Eindrücken vom Ruckflug und philosophisch-empirischer Gesamtbetrachtung und Management Summary am Freitag. 

Sonntagabend, Salvador, 30° Luft, 25° Wasser. Leider ist hier Winter, daher spät hell und früh dunkel. Wolkenbruch heute früh, ist aber egal, wenn man Bundesjogi beim Joggen am Strand trifft und die Damen der Fanhansa-Gewinnergruppe sich am Zaun zum abgesperrten Edel-Bereich des Cattussaba Beach Resorts drängeln und mit Erfolg auf Götze, Lahm, Müller und Kollegen warten. Wir begnügen uns derweil mit Raimund Calmund, aus Markensicht ebenfalls höchst bemerkenswert und auch sehr entspannt, was auf Spieler und Trainerteam kaum zutreffen dürfte. 

Die Vorfreude auf morgen ist schon spürbar, noch aber gehts nach einem Tag Sao Paulo nur in eine Schikdkrötenaufzuchtstation eine Stunde entfernt, danach Strand, Alles begleitet von Kulinarik und Caipirinhas.

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Der forscherische Part der Reise lässt derzeit noch etwas zu noch wünschen übrig, da 1. ich der einzige Forscher hier bin, 2. Die einzigen Interviews vom begleitenden Filmteam der Lufthansagentur und der Redakteurin von Radio FFH gemacht werden und weniger erkenntnistheoretischen Charakter haben, 3. im Moment sowieso niemand hier an etwas anderes als Fusball denkt und 4. marktforschung.de kein Honorar zahlt und so kein Druckmittel hat.

Logistik ist dagegen ein omnipräsentes Thema: zunächst Diskussion mit dem SZ-Vertriebschef über das neue digitale Angebot der SZ. Für 8 € im Monat Aufpreis bringt mir die APP (Samsung Galaxy Tab 3 mit 7 Zoll kostenlos dabei) alle lokalen Ausgaben dazu und Updates über die WM-Spiele noch bevor ich morgens hoffentlich fußballbeseelt aufwache. So kanns doch noch was werden mit den Tageszeitungen. Daumen hoch! Logistik die Zweite: Beim Warten an der roten Ampel kann man nicht nur Radio hören und Mails checken. Hier läuft das gesamte Angebot an Flaggen, T-Shirts, Kopfbedeckungen in bester marktwirtschaftlicher Manier zwischen den Autos herum. Leider reichen meine nicht vorhandenen Portugiesisch-Kenntnisse nicht aus und ich traue mich nicht einen der Händler anzusprechen. Wüßte auch nicht welchem ich vertrauen würde und ob der auch Dollars nimmt. 

Dank der FAZ (ich muss in meinem Bericht streng überparteilich sein) vom Freitag dem 13., Seite 6 weiss ich warum unser aller Kanzlerin Brasilien zum neuen Vorbild nehmen sollte: 68% Wasserkraft, 29% Wärmekraft, 2% Wind und 1,5% Atomenergie. Die kommen also ohne Braunkohlekraftwerke hin und fast ohne Kernenergie. Wenn der Klimawandel so richtig loslegt, dann geht das bei uns auch bald. Appell an die FAZ: Warum ist auf einer ganze Seite Zahlen und Statistiken über Brasilien kein einziges Befragungsergebnis? Braucht uns Marktforscher denn niemand?

Abendliches Brandungsschwimmen, eigentlich nicht ganz vernünftig, aber einfach nur wundervoll. Danach schon wieder Churraskeria – so langsam passt das Auswärtstrikot nicht mehr. Unruhe in der Gruppe … es geht allen genau so und wohl dank Fanhansa so weiter. 

Es grüßt in gespannter Erwartung des heutigen Highlights – bei uns um 13 Uhr mittags. 

Guide Erika berichtet auf dem Weg durch Favelas,  die meist irgendwann Platz machen werden für neue Hochhäuser und neue Favelas weit nach außen verdrängen. 1554 wurde Sao Paulo gegündet, 80 km von der Küste, 750 Meter hoch gelegen. Damals nur Station auf dem Weg ins Landesinnere – um Gold zu suchen. Am Anfang dominierte der Dialekt der ca. 800.000 Topi-Ureinwohner später dann wurde portugiesisch die Landessprache.

Gold wurde nach 100 Jahren gefunden, dann kam um 1850 der Kaffee aus Afrika nach Sao Paulo und es gelang ihn anzubauen. Jetzt wrklich goldene Zeiten.  Heute außer Kaffee noch Zuckerrohr, Gemüse aller Art und immer mehr Industrien. Die Entwicklung verlief höchst dynamisch: 1850: 50.000 Einwohner, 1900: 300.000,1950: 5 Mio., heute ca. 12 Mio., mit Umland 20 Mio. Zuerst waren Sklaven die Basis für den Reichtum, bis erst 1888 die Sklaverei beendet wurde – weil nämlich die Immigrantenströme schlecht billiger sind.

Einen großen Sprung machte Sao Paulo durch die Vorbereitung zur 400-Jahres-Feier in 1954, heftig mit dabei der geniale Haus- und Hofarchitekt  Oskar Niemeyer.

Euer Brasilienzufallsreisender Wolfgang

Jetzt wäre ich fast am falschen Gate eingestiegen, denn die Fanhansa 747-8 flog nach Hongkong und nach Sao Paulo mit 50 Fanhansa – Gewinnern an Bord flog eine Lufthansa 747-8; es muss sich einem nicht immer Alles sofort erschließen. Und die reinste Freude ist so ein 12-Stunden Nachtflug in Economy auch nicht, aber wem sage ich das… Genug des müden Moserns – einem geschenkten Gaul …

Jetzt muss sich die Gewinnergruppe finden – man kennt sich ja noch nicht- , die Einreise überstehen. Erstes Problem: als Freund romanischer Sprachen dachte ich kann ich mich mit einer modifizierten Betonung und erfundener Endungen irgendwie durchschlagen. O.k. – portugiesisch ist wohl doch was Anderes und jetzt wird also improvisiert, gefuchtelt, grimasst und gebardet werden.

Nach der Einreise kann ich schon oi – hallo, tschau – servus, obrigado – danke. Erika unsere Führerin aus Sao Paulo berichtet: 12 Mio. Einwohner, ohne Umland, 7 Mio. Autos, 15.000 Busse und 150.000 LKWs auf Durchfahrt, von und nach Rio, da die Umgehungsstraße um Sao Paulo noch nicht fertig ist. Täglich 100 oder 200 km Stau. Aber irgendwas vermisst der Medienforscher beim Stadtrundgang: genau – es gibt in der Stadt keine Plakate, keine Blow ups, keine City Light Poster. Nicht gestattet. Ein Außenwerber wird etwas traurig sein …

Ach ja, der Nebel waren in Wirklichkeit Wolken und die lösen sich am Vormittag auf. Vom Streik, Unruhen und Kriminalität bleiben wir verschont – es wird ein eindrucksvoller Tag mit zwei Guides,  zwei tomodernen Reisebussen in der Kathedrale, im Fußballmuseum, dem Ibirapuera-Park, dem Auditorium von Oskar Niemeyer und einigen kulinarischen Erholungsstopps u.a. in einer Topp-Churrasceria (nichts für Vegetarier). Bis zum Abflug Richtung Salvador (für uns gefühlt bereits 0.30 Uhr)  werden die Augen immer kleiner, die Stimmung immer vertrauter und besser und die Vorfreude nicht zuletzt durch die vielen Interessensgenossen in Trikots aus aller Herren Länder und den allgegenwärtigen Bildschirmen mit Fußballübertragungen  wächst  immer weiter.

Jetzt erstmal Gute Nacht! Morgen berichte ich vom Touristenprogramm und offensichtlich einem Traumstrand.

Heute beginnt also mein kleiner Forschungs-/Reise-/WM-Bericht. Anreise aus dem sommerlichen Pfingsturlaub auf Malle (3-Dittrich-Generationen) statt zurück nach München direkt nach Frankfurt. Da eigentlich schon 2 Wochen ohne Mails und Telefonkonferenzen kaum zu ertragen sind – die kurzfristige Verlängerung um eine weitere Woche stellt mich und das d.core-Team doch vor einige Herausforderungen. Warum das Ganze also? Zumal ich zwar Couchpotatoe-Fussballfan bin, aber bislang nicht als Nationalmannschaftsgroupie aufgefallen bin.

Rückblick: Das jährliche Marktforscher-Mega-Event, der BVM-Kongress in Berlin, war natürlich obligatorisch wie jedes Jahr im Frühsommer. Wegen der Wahl zum Bundesvorstand, also zur Wahl meines Nachfolgers als BVM-Vorsitzendem zu meinem Nach- Nachfolger (wieso denke ich da an Herrn Blatter und die FIFA?) War die Anreise am Wochenende nötig, wegen der langen Nacht der Museen und der Ai Weiwei-Ausstellung im Gropiusbau (grossartig!!!) sogar schon am Samstag vormittag. Right time at the right place – normalerweise nur wichtig fürs Anstellen in der richtigen Warteschlange (klappt nie) – war also Ende Mai die Losung schlechthin: 19C im Airbus nach Berlin, der nicht nur der Hauptflieger von MUC nach BER (Tegel natürlich :-)) zum Pokalfinale gegen den BVB war, sondern auch der Jungfernflug der Fanhansa, für den sich die Luft-/Fanhansa etwas ganz Besonderes ausgedacht hat.

Details bitte anschauen unter http://www.youtube.com/watch?v=ta8r4LSmZ7g – alle Passagiere erhielten ein Trikot der Nationalmannschaft (danke Lufthansa) und diejenigen die ein rotes Auswärtstrikot hatten, die gewannen eine 6-Tagesreise nach Brasilien mit Rundumbetreung, Hotel, Ticket zum ersten Spiel in Salvador de Bahia gegen Portugal. Tja, der Mann am Ende des Films mit dem roten! Trikot und der Sektflasche bin ich. Es gibt auf dem Youtube-Kanal der Fanhansa noch ein paar andere sehenswerte Filmchen weiterer cooler Aktionen mit anderen Gewinnern.

So ein Angebot kann man natürlich nicht ablehnen, der um einen Tag verkürzte Urlaub und die nötige Umbuchung waren nur homoöpatische Wermutströpfchen.

Jetzt kennt Ihr die Historie, ich bitte alle Kunden um Verständnis, auch das d.core-Team und meine Familie, die es jetzt noch länger ohne mich aushalten müssen. Die nächsten Tage wird es immer wenn es heisst „d.core meets WM“ neue Berichte geben mit hoffentlich viel Mehr- und Unterhaltungswert aus den Bereichen Medien,  Marktforschung und Fußball. Ich freue mich, dass www.marktforschung.de journalistisch mein Partner sein wird.

Euer Nachwuchsjournalist Wolfgang Dittrich

PS: Das letzte Wort heute kann nur meine Bestürzung und Trauer über  den so unerwarteten und schockierenden Tod von dem großartigen und einmaligen Frank Schirrmacher sein.